28. Bodyguard

Nachthimmel

Mit den Schuhen in der Hand tastete sich Mahisha die Treppe hinab. Licht schimmert durch die Ritzen der Küchentür und verrät, dass jemand genau wie sie nicht schlafen kann. Vorsichtig öffnet sie die leicht rostige Tür. Als sie hinausschlüpft, entreißt ihr ein Windstoß die Tür und wirft sie krachend ins Schloss.
Der Schatten einer Person taucht am Küchenfenster auf. Es kümmerte sie nicht; sie rennt über den Hof, die Schuhe in der Hand.
Sie rennt den bekannten Weg zum Waisenhaus entlang. Es ist stockfinstere Nacht. Nur gut so, denkt sie. Keiner braucht die Tränen auf ihrem Gesicht zu sehen.
„Wozu hast du mich gerettet, wenn ich es nicht schaffe, bedeutsam zu leben?
Es scheint so, als wenn es keiner weiß, wie bedeutsam ich bin, nicht mal ich weiß es eigentlich. Warum bringe ich nicht so viel Leben hervor wie…Lesley?“
Sie hört die vertraute Stimme irgendwo in sich:
„Wer hat es gewagt deine Unbeschwertheit anzutasten? Was hat dir die pure Freude an Seiner Anwesenheit genommen?“
„Du klingst ja richtig empört!?“ Mahisha bleibt stehen, hört keuchend vor Anstrengung in sich hinein und wundert sich.
„Ja, das stimmt, was du sagst. Ich war mir nicht mehr sicher, ob Er wirklich da ist. Aber, woher weißt du all das?“
„Ich bin einfach immer da.“
„Moment mal, wer bist Du?“ Mahisha wendet sich zur Seite und erschrickt gehörig.
„Aus dem Vergleich kommt kein Leben hervor“, sagt ein großer weißer Mann mit, fast könnte man meinen, etwas atemloser Stimme, den sie in der Region noch nie gesehen hat. „ Das war knapp!“
„Du kennst Hekima. Du trägst das gleiche Parfüm.“
„O, ja, er hat mich sozusagen angestellt.“
„Für welchen Job hat er dich angestellt?“
„Ich arbeite als Bodyguard.“
„Ah, als Leibwächter hat er Dich angestellt!“
„Gab es eine Gefahr?“ fragt Mahisha vorsichtig.
„O, ja. Siehst du dein Vertrauen ruft alle Guttaten aus dem Nichtsichtbaren ab und macht sie dir vollkommen verfügbar. Du bist dann sicher an jedem Ort und bringst alles direkt auf die Erde.“
„Ja, die Highland-Mbingunis kennen dieses Vertrauen. Es ist ihr Lebensstoff.“
„Nun, du warst gerade mit dir unzufrieden und hast richtig herumgenörgelt“, sagt der große Weiße.
„Du hast es gehört? Aber das ist doch …“, Mahisha schafft es nicht mehr weiter zu reden.
„Sieh, wie könnte ich sagen, es ist nicht so schlimm, wenn es dir nicht gut tut oder soll ich sagen, Dich sogar in Gefahr bringt.“ sagt der Große ernst.
„Ich befand mich in akuter Gefahr von Selbstmitleid dahingerafft zu werden, sagt Mahisha ein wenig belustigt von der Dramatik.“
„Du warst ausgesuchte Beute eines hungrigen Löwen.“
„Aber…“ stammelt die sonst so schlagfertige Mahisha „…doch sicher kein Problem für dich oder muss ich mich fürchten?“
„Nein, musst du nicht. Ich habe es dir nur gesagt, weil du gefragt hast. Dir wird nichts mehr zustoßen.“
„Du kommst mir sehr pflichtbewusst vor.“
„Ich weiß, wen ich vor mir habe.“
„Das schätze ich mehr, als ich im Moment ausdrücken kann. Danke.“
Beide schweigen. Dann kommen sie zum Waisenhaus. Mahisha legt sich ein wenig in die Hängematte im Innenhof, der den Kindern am Tage als sichere Spielzone dient. Mahisha schaut sich um und fragt leise in die Nacht: „Bist du noch da?“ Aber der Große von eben ist nicht mehr zu sehen, dennoch weiß sie, dass er da ist.
Sie genießt das leichte Schaukeln in der Hängematte, als sie davongetragen wird und die vertraute Stimme deutlich hört:
„Siehst du, genauso darfst du abhängen im völligen Vertrauen zu mir.
Wer mir ganz und gar vertraut und jedem Vergleich trotz, wird in so heitere, unbekümmerte Lebensform hineinkommen, dass die Welt in unfassbarem Staunen sagen wird: Das ist nicht von dieser Welt. Du glaubst, dass ich vollkommen gut bin. Der vollkommen Gute erschafft nur vollkommen Gutes. Du erfreust Dich jeden Tag an meiner vollkommenen Güte, und so erkennst du dich selber gleichsam im Spiegelbild.
Ich wollte Dich so, wie Du gerad bist. Absolut gut!! Vergleiche dich nicht. Denn du kannst es nicht verbessern oder ändern. Es kommt alles aus mir und ich habe meinen Qualitätsstempel schon daraufgesetzt.“
„Es ist also zu spät.“
„Sozusagen. Der Vergleich tötet, weil er suggeriert, dass du anders sein solltest. Er erstickt das Leben. Du bist genau, wie du sein sollst. Wenn du auf andere schaust, dann tust du es doch nur, um dich mit mir zu freuen! Denn du siehst, was ich sehe.“
"Ich komme wieder und dann wirst du verstehen."
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