31. Liebe ist noch unbekannt

Paar

„Ich fühle so eine starke Liebe zu dir, Lesley.“
„Dann befindet sich unsere Beziehung möglicherweise auf einem wackeligen Grund.“
„Äh, ich dachte, du freust dich…“
„Die Liebe aus der Seele ist unberechenbar,“ entgegnet Lesley während er sich eine Mango vom Boden aufliest.
„Möchtest du auch eine süße, saftige Mango?“
„Später, vielleicht. Ich fühle mich gerade so durcheinander gehauen – so getrennt von dir.“
„Denk daran, alles ist umgekehrt. Du wirst gerade umgestellt. Das ist alles.“
„Ist meine Liebe zu dir und deine zu mir jetzt etwa weg, geliebte Hoheit?“ Lesley schaut Mahisha mit seinen schönen tief braunen Augen fragend an.
„Das die Antwort „Nein“ lauten muss, ist mir ja längst klar….“
„Du hast einfach Liebe mit einem Gefühl verwechselt.“
„Siehst du da die beiden Kinder, die uns noch nicht entdeckt haben?“
„Ja, die beiden Kinder von meinen Nachbarn. Tassilo hat gerade einen Turm mit kleinen Abfallklötzchen aus der Schreinerei aufgeschichtet.“
Da kommt Rosalie singend aus dem Haus und …oh, nein…streift den Turm unachtsam. Alles ist zusammengestürzt und Tassilo weint.
„Dann trösten wir ihn jetzt und zeigen ihm, wie er ihn an einem etwas sicheren Ort erneut bauen kann.“
„Okay, aber worauf willst du hinaus, Lesley?“
„Liebe ist nicht schwach und schutzbedürftig, ein labiles Konstrukt der Seele, das man schützen muss, damit es nicht ins Wanken gerät, wie dieser Turm. Liebe ist nicht ständig vom Einsturz bedroht durch ein paar Kilos, 3 Pickeln, rücksichtslosem Verhalten, Verweigerung der Erwartungen oder Falten. Menschliche Liebe hingegen bleibt unberechenbar. Ein Vertrag, ein Abkommen, ein Bund, ein Ja vor Würdenträgern kann menschliche Liebe nicht sichern.“
Lesley hockt sich hin und lässt eine Hand voll Sand durch die Finger rinnen. Dann fährt er fort:
"Liebe setzt sich auch noch durch, wenn der Körper völlig zerschlagen ist und die Seele ihre dunkelste Stunde erlebt. Hakima, der Meister hat das gelebt. Das zeigte die Überlegenheit der Liebe."
"Ja, jetzt sehe ich es!"
„Das Leiden des Menschen ist doch eigentlich seine verletzbare Seele. Die Earthy‘s haben richtig viel zu tun, alles unter Kontrolle zu halten, um lebensfähig zu sein.“
„Das raubt Zeit zum Leben.“
„Ich bin gekommen das Leben zu bringen…“ Lesley läuft eine Weile schweigend vor Mahisha her. Dann bleibt er stehen und reicht Mahisha die Hand.
„Komm! Lass mich dir zeigen, was ich meine.“

Lesley scheint eine Weile die warme Luft bewußt einzuziehen und den Duft der Blumen zu genießen.

„Liebe existiert außerhalb dieses labilen Konstrukts. Sie ist nicht wandelbar. Liebe ist eine feste Größe, die sich nie, nie ändert. Wenn sie sich ändern könnte, wäre sie von dieser Welt.“
„Du meinst, Gefühle sind völlig ungeeignet, um Liebe zu messen.“
Lesley lacht und legt seinen Arm freundschaftlich um Mahisha, während er weiter redet:
„Liebe ist ein Lebensraum und viel mehr als ein Gefühl.“
Nehmen wir an, Du besuchst den Rosengarten von Arusha, hast aber eine verstopfte Nase. Du kämst doch wohl nicht auf die Idee zu behaupten, dass die Rosen nicht duften. Die Rosen verströmen ihren Duft ständig in die Atmosphäre - unabhängig davon, wie viel du davon wahrnimmst."
Mahisha denkt angestrengt nach und versteht noch nicht so recht. Lesley redet ruhig weiter:
„Liebe ist für die Highlander so existentiell wie für einen Earthlander die Luft zum Atmen. Was für ein brutales Spiel wäre es, wenn bei Wohlverhalten die Luft zum Atmen ausreichend zur Verfügung stünde, hingegen bei Missfallen du ernste Probleme bekämest.“

Liebe orientiert sich nie am Verhalten eines anderen. Menschen mögen die seelische Liebe als Machtinstrument einsetzen. Aber die echte Liebe tut dies nie. Liebe steht weit über jeder Manipulation.“

„Das zeigt aber nur die Schwäche dieser Erscheinung, die man Liebe nennt. Also, so ein Himmlischer oder Highlander, der die Luft der Liebe nicht atmet, ist doch dann unterversorgt, oder?“

„Das ist das große Problem fast aller Hochländer zur Stunde!
Unterversorgung ist so ein existentieller Zustand, dass er ausgeglichen werden muss.“

„Mahisha, hast du eine Ahnung, wie er das tun könnte?“

Mahisha senkt den Blick und murmelt: „Jetzt kann ich aus meinem Erfahrungsschatz reichlich einbringen.“
„Komm, heb deinen Kopf ruhig. Mich interessiert, was du zu sagen hast.“

Mahisha richtet sich auf und beginnt eifrig zu erläutern:
"Also, wenn so ein Highlander da oben nicht genug Liebe geatmet hat, bedient er sich wieder aus dem Bekannten – aus der Atmosphäre der Earthy‘s. Er wird sich am Falschen bedienen und es für das Richtige halten. Schätze mal, es wird ihn schleichend vergiften.“

„Mein Gott, wir sind wirklich schon viel zusammen gewesen. Du erkennst schnell. Aber jetzt setz Weisheit ein.“

Langsam beginnt Mahisha wieder zu reden und sie spürt, wie sich die Energie von Weisheit aus ihr verströmt:

„Im Highland gibt es nie einen Mangel an Liebe. Du verlierst hier das Bedürfnis zu kompensieren, was nicht kompensierbar ist. Ausgleichen kann man nur effektiv gesehen mit etwas Vergleichbarem. Die Matrix bietet aber nichts Vergleichbares. Also ist jeder Versuch Mangel auszugleichen der Anfang eines Irrwegs, ein Verlassen der Liebe.“
Mahisha scheint es sichtlich schwer zu fallen weiter zu reden:
„Meine Liebe zu John, um Halt zu finden, ist also ein Zeichen für himmlische Unterversorgung. Liebe lebt vom sich Verströmen. Die Mbingunis brauchen nichts, weil sie alles haben. Also können sie auch alles genießen, weil sie es nicht hastig verzehren müssen.“


„Weißt du Lesley,“ sagt Mahisha, während sie die Hand von Lesley liebevoll streichelt, „für mich wäre es die Hölle ohne Liebe leben zu müssen.“

„Ja, Hölle ist die völlige Abwesenheit von Liebe.“
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