Montag, 15. August 2011

31. Liebe ist noch unbekannt

Paar

„Ich fühle so eine starke Liebe zu dir, Lesley.“
„Dann befindet sich unsere Beziehung möglicherweise auf einem wackeligen Grund.“
„Äh, ich dachte, du freust dich…“
„Die Liebe aus der Seele ist unberechenbar,“ entgegnet Lesley während er sich eine Mango vom Boden aufliest.
„Möchtest du auch eine süße, saftige Mango?“
„Später, vielleicht. Ich fühle mich gerade so durcheinander gehauen – so getrennt von dir.“
„Denk daran, alles ist umgekehrt. Du wirst gerade umgestellt. Das ist alles.“
„Ist meine Liebe zu dir und deine zu mir jetzt etwa weg, geliebte Hoheit?“ Lesley schaut Mahisha mit seinen schönen tief braunen Augen fragend an.
„Das die Antwort „Nein“ lauten muss, ist mir ja längst klar….“
„Du hast einfach Liebe mit einem Gefühl verwechselt.“
„Siehst du da die beiden Kinder, die uns noch nicht entdeckt haben?“
„Ja, die beiden Kinder von meinen Nachbarn. Tassilo hat gerade einen Turm mit kleinen Abfallklötzchen aus der Schreinerei aufgeschichtet.“
Da kommt Rosalie singend aus dem Haus und …oh, nein…streift den Turm unachtsam. Alles ist zusammengestürzt und Tassilo weint.
„Dann trösten wir ihn jetzt und zeigen ihm, wie er ihn an einem etwas sicheren Ort erneut bauen kann.“
„Okay, aber worauf willst du hinaus, Lesley?“
„Liebe ist nicht schwach und schutzbedürftig, ein labiles Konstrukt der Seele, das man schützen muss, damit es nicht ins Wanken gerät, wie dieser Turm. Liebe ist nicht ständig vom Einsturz bedroht durch ein paar Kilos, 3 Pickeln, rücksichtslosem Verhalten, Verweigerung der Erwartungen oder Falten. Menschliche Liebe hingegen bleibt unberechenbar. Ein Vertrag, ein Abkommen, ein Bund, ein Ja vor Würdenträgern kann menschliche Liebe nicht sichern.“
Lesley hockt sich hin und lässt eine Hand voll Sand durch die Finger rinnen. Dann fährt er fort:
"Liebe setzt sich auch noch durch, wenn der Körper völlig zerschlagen ist und die Seele ihre dunkelste Stunde erlebt. Hakima, der Meister hat das gelebt. Das zeigte die Überlegenheit der Liebe."
"Ja, jetzt sehe ich es!"
„Das Leiden des Menschen ist doch eigentlich seine verletzbare Seele. Die Earthy‘s haben richtig viel zu tun, alles unter Kontrolle zu halten, um lebensfähig zu sein.“
„Das raubt Zeit zum Leben.“
„Ich bin gekommen das Leben zu bringen…“ Lesley läuft eine Weile schweigend vor Mahisha her. Dann bleibt er stehen und reicht Mahisha die Hand.
„Komm! Lass mich dir zeigen, was ich meine.“

Lesley scheint eine Weile die warme Luft bewußt einzuziehen und den Duft der Blumen zu genießen.

„Liebe existiert außerhalb dieses labilen Konstrukts. Sie ist nicht wandelbar. Liebe ist eine feste Größe, die sich nie, nie ändert. Wenn sie sich ändern könnte, wäre sie von dieser Welt.“
„Du meinst, Gefühle sind völlig ungeeignet, um Liebe zu messen.“
Lesley lacht und legt seinen Arm freundschaftlich um Mahisha, während er weiter redet:
„Liebe ist ein Lebensraum und viel mehr als ein Gefühl.“
Nehmen wir an, Du besuchst den Rosengarten von Arusha, hast aber eine verstopfte Nase. Du kämst doch wohl nicht auf die Idee zu behaupten, dass die Rosen nicht duften. Die Rosen verströmen ihren Duft ständig in die Atmosphäre - unabhängig davon, wie viel du davon wahrnimmst."
Mahisha denkt angestrengt nach und versteht noch nicht so recht. Lesley redet ruhig weiter:
„Liebe ist für die Highlander so existentiell wie für einen Earthlander die Luft zum Atmen. Was für ein brutales Spiel wäre es, wenn bei Wohlverhalten die Luft zum Atmen ausreichend zur Verfügung stünde, hingegen bei Missfallen du ernste Probleme bekämest.“

Liebe orientiert sich nie am Verhalten eines anderen. Menschen mögen die seelische Liebe als Machtinstrument einsetzen. Aber die echte Liebe tut dies nie. Liebe steht weit über jeder Manipulation.“

„Das zeigt aber nur die Schwäche dieser Erscheinung, die man Liebe nennt. Also, so ein Himmlischer oder Highlander, der die Luft der Liebe nicht atmet, ist doch dann unterversorgt, oder?“

„Das ist das große Problem fast aller Hochländer zur Stunde!
Unterversorgung ist so ein existentieller Zustand, dass er ausgeglichen werden muss.“

„Mahisha, hast du eine Ahnung, wie er das tun könnte?“

Mahisha senkt den Blick und murmelt: „Jetzt kann ich aus meinem Erfahrungsschatz reichlich einbringen.“
„Komm, heb deinen Kopf ruhig. Mich interessiert, was du zu sagen hast.“

Mahisha richtet sich auf und beginnt eifrig zu erläutern:
"Also, wenn so ein Highlander da oben nicht genug Liebe geatmet hat, bedient er sich wieder aus dem Bekannten – aus der Atmosphäre der Earthy‘s. Er wird sich am Falschen bedienen und es für das Richtige halten. Schätze mal, es wird ihn schleichend vergiften.“

„Mein Gott, wir sind wirklich schon viel zusammen gewesen. Du erkennst schnell. Aber jetzt setz Weisheit ein.“

Langsam beginnt Mahisha wieder zu reden und sie spürt, wie sich die Energie von Weisheit aus ihr verströmt:

„Im Highland gibt es nie einen Mangel an Liebe. Du verlierst hier das Bedürfnis zu kompensieren, was nicht kompensierbar ist. Ausgleichen kann man nur effektiv gesehen mit etwas Vergleichbarem. Die Matrix bietet aber nichts Vergleichbares. Also ist jeder Versuch Mangel auszugleichen der Anfang eines Irrwegs, ein Verlassen der Liebe.“
Mahisha scheint es sichtlich schwer zu fallen weiter zu reden:
„Meine Liebe zu John, um Halt zu finden, ist also ein Zeichen für himmlische Unterversorgung. Liebe lebt vom sich Verströmen. Die Mbingunis brauchen nichts, weil sie alles haben. Also können sie auch alles genießen, weil sie es nicht hastig verzehren müssen.“


„Weißt du Lesley,“ sagt Mahisha, während sie die Hand von Lesley liebevoll streichelt, „für mich wäre es die Hölle ohne Liebe leben zu müssen.“

„Ja, Hölle ist die völlige Abwesenheit von Liebe.“

30. Denk immer höher

Krankenhaus

„Mahisha, komm wir gehen.“
Mahisha springt aus dem Bett und kleidet sich an: „Abelina, es ist so schön, dass du da bist.“
„Mahisha, ich kann nur immer wider sagen. Ich bin nie weg.“
„Wie konnte ich dich dann nur so vermissen?“
„Willst du es wirklich wissen?“ Mahisha und Abelina gehen durch den langen Krankenhausgang ohne dass ihnen jemand begegnet. Nur ein Paar Schritte sind zu hören.
„Ich bin froh, dass wir keinem begegnet sind. Vielleicht hätte man mich überreden wollen noch zu bleiben.“ bemerkt Mahisha erleichtert.
„Ein Mbinguni ist nie auf der Flucht.“
„Aber Spaß gemacht hat es schon, sich auf leisen Sohlen davon zu schleichen.“
„Du liebst das Abenteuer, so wie ich“, bemerkt Abelina feixend.
Zügig verlassen beide das Krankenhaus und befinden sich mit einmal auf einem unscheinbaren Pfad.
Mahisha schaut sich erstaunt um.
„Das ist er!“
„Du meinst den Pfad des Lebens, nicht wahr?“ lacht Abelina wissend.
„Wie sind wir nur so schnell hergekommen? Ja, hier bin ich gestern mit Lesley gegangen.“
„Abelina, jetzt sag mir bitte, warum ich dich vermisse, obwohl du nie weg bist.“
„Jede Matrix ist vollkommen ungeeigneter Lebensraum für dich, Geistwesen. Wenn du sie für die Wirklichkeit hältst, wird sie dich klein halten, zum Beispiel mit Lächerlichkeit. Wenn sie dich kleinhalten darf, hat sie dich gefangengenommen. In ihr ist alles der Vergänglichkeit unterworfen und begrenzt. Du kannst mit einem Mal nur alles durch die Brille der Vergänglichkeit und Nichtigkeit sehen und dann redest und denkst du wie ein Mensch und siehst nicht mehr all das Schöne das Dich ständig umgibt.“
„Dann scheint sich das Krankenhausbett in dieser Matrix zu befinden,“ sagt Mahisha schnell, froh einen Schuldigen gefunden zu haben.“
„Abelina lacht und stupst Mahisha fröhlich an. Okay. Ich liebe Dich.“
„Verstehe schon, als ich in dem Bett im Krankenhaus lag, benahm ich mich ganz und gar wie ein Patient es tun sollte und tickte dann so, wie man es dort erwartet.“
„Das kann leicht passieren bei neuen Rollensituationen.“
„Siehst du, ich bin ewig und eben nicht vergänglich. Erhebst du dich aus dieser Sinneskreation heraus, erkennst du erst, wie groß und grenzenlos, ewig, unantastbar du bist. Deine Welt ist eine höhere Lebensform. Denk immer höher und sieh immer weiter. Du kannst nie hoch genug denken.“

Vogel-hebt-ab

„Wie erkenne ich, dass ich rausgegangen bin?“ Mahisha schließt die Augen, so als wolle sie jene andere Welt dort finden.“
„Du suchst, worin du bist. Verweigere einfach ganz entspannt jedem Zugriff der Sinneswelt, das hilft dir in der Wunderwelt schneller vertraut zu werden. Du kannst die Augen ruhig wieder aufmachen. Und du wirrst die Wahrnehmung, die du gerade hattest nicht verlieren.“
„Lesley! Wusste doch irgendwie das du da bist.“
Beide scheinen glücklich über diese Begegnung zu sein.
Lesley geht ein paar Schritte voraus. Als sie aufschaut, sieht sie Hekima dort laufen, wo eben noch Lesley ging. Ihr Herz beginnt wild zu klopfen als sie zuhört.“
„Daran erkennst du auch, dass du rausgegangen bist: Es gibt kein Gesetz mehr. Also gibt es keine Angst mehr davor etwas nicht richtig zu machen. Es gibt keine Angst mehr davor gemaßregelt zu werden. Es gibt keine Angst mehr vor Strafe, Unvollkommenheit oder Unreinheit. Die Messlatte, die immer zu hoch lag, ist weg. Hier bist du. Hier atmest du gute Luft. Es findet sich hier nur noch die Hochkultur der Liebe.“
Wozu gibt es dann Gesetze oder Bestimmungen?
Sie schützen und bewahren bis zu dem Augenblick der in Kraft getretenen Befreiung.
Wie kann etwas gut sei, was gefangen nimmt?
Bestimmungen sind für die Blinden und Unmündigen. Wer blind ist braucht Schutz, ebenso wer unmündig ist.
Eine Meerkatze traut sich ganz dicht ran und greift Mahisha blitzschnell in die Tasche.
„He, du mutiges Äffchen, wenn ich etwas für dich hätte, hättest du es schon bekommen.“
„Wie passt das zusammen so ein Geistmensch und Gesetze?“
„Sie bringen ständige Konfrontation mit seiner Natur. Diese leidige Konfrontation will wie ein kleines Kind seine Aufmerksamkeit erregen, damit er sieht, es gibt einen höheren Weg und es endlich für möglich hält, dass er darauf gehen kann – frei, die Weite entdeckend. Jeder hat diese Entscheidung zu treffen.“
„Wart mal, Lesley, mir dämmert gerade etwas.“ Mahisha bleibt unversehens stehen und spricht langsam weiter:
„ So ein Highlander, der braucht doch kein Gesetz.
Wozu auch? Er lebt ja.“
„Mahisha, das ist eine Eröffnung, die du da gerade bekommen hast.“

„In dieser Welt mag ich sein. Ich komme mit.“
„Moment mal, Lesley, ist diese Ruhmeskrone “Gloriosa“ jetzt giftig?“
„Nein.“
„Sie ist es nicht.“
„Du meinst, jetzt ist sie es nicht.“
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