7. Der Unbekannte

Wenn du glaubst, ich habe mir das alles ausgedacht, dann hör hier lieber auf zu lesen. Andere Dinge könnten dir mehr Freude machen...
Aber wenn du folgen magst, dann lass uns jetzt weiter gehen:
Sie liest gerade in einem Buch, als er durch die Tür kommt und sie zur Begrüßung leicht auf die Stirn küsst. Es ist ein farbiger Mann mit glühenden Augen. Er ist von den Eltern zum Essen eingeladen worden. Sie starrt ihn an und weiß, dass er anders ist. Wieder strömt diese bekannte Wärme in sie hinein.
Die Eltern sprechen von dem Regen und der Ernte und so dies und das. Kaum hört sie richtig zu. Zu sehr hat dieser Fremde ihr Interesse geweckt. Er hört interessiert zu und stellt Fragen. Aber von sich erzählt er nichts. Man fragt ihn auch nicht. Also schweigt er taktvoll, obwohl Mahisha spürt, dass er viel zu sagen hätte.
So kommt und geht er wieder.
Mahisha kann diesen farbigen Mann mit den glühenden Augen nicht mehr vergessen. Sie hofft ihn wieder zu sehen.
Dann ist er eines Tages ganz unverhofft wieder da. Mahisha weiß, dass er da ist noch ehe sie ihn sieht.
„Wo wohnst Du“, fragt Mahisha etwas überrascht und hätte fast erwartet, dass er geantwortet hätte: „Ich komme von den Sternen.“
Er sagt: “Mein Name ist Lesley. Ich bin der, dem Du vertraust. Nur weil Du mir vertraust, hast Du mich erkannt. Viele erkennen mich nicht. Sie laden mich ein und wir verbringen einen Abend zusammen, aber sie sehen nur, was vor Augen ist und denken, ich sei ein Mensch, wie sie es sind.“
„Dann bist Du wohl ein Art Voodoo-Priester, ein eingeweihter Mittler – ein Übersetzer der Absichten Mungus. Da ist so viel Kraft mit Deinem Erscheinen, wie ich sie hier nur bei den Geistheilern erlebt habe.“
„Einen Mittler braucht nur, wer selber nicht kommt.“ sagt Lesley einfach.
Mahisha mustert den Fremden jetzt noch interessierter. Wer ist er?
Emma Schatzberg - 23. Apr, 14:33