5. wie Auferstehung

Dankbar bin ich, während ich schon wieder mit einer Tasse Kaffee hier sitze für kleine Erinnerungen. Es wird immer jemanden geben, für den es bedeutsam wie ein Schatz ist. Manchmal ist da eine Erinnerung, verschwommen oder klar. Dann gebe ich dieser lebhaften Erinnerung eine Sprache und geb mich zufrieden, wenn Geist und Schrift sich verbinden.
Komm, ich zeig dir, wie es weiterging:
Als sie ganz sicher ist, dass der Besuch beendet ist, ruft sie so laut sie kann nach jemand, der im Haus sein muss. Rafiki steckt seinen Kopf zur Tür rein und fragt flachsend, wie er es so oft tat um sie ein wenig abzulenken:
„Na von den Toten auferstanden?“
„Rafiki, ich freue mich so dich zu sehen“, sagt sie etwas zu überschwänglich.
Rafiki bleibt gewöhnlich im Türrahmen stehen, um nicht von den Totengeistern berührt zu werden, wie er es nennt. Aber heute kommt er einen Schritt in den Raum rein und kratzt sich am Hinterkopf….
„Rafiki, bitte bring mir etwas Richtiges zu trinken. Ich kann wieder trinken!“
Rafiki sagt irritiert: „ Der große Zauberdoktor bekam Angst als er dich sah. Da dachte ich, du stirbst. Eijajeijaja!“ Da sagt Rafiki gewöhnlich nur, wenn er sich gar nicht mehr auskennt.
„Hör zu…“, fleht sie ihn an.
„Hast Du vor, mich hier verdursten zu lassen?“
„Die Götter müssen ….“ hört sie ihn noch murmeln, als er etwas panikartig den Raum verlässt.
Mahisha bekommt mit, wie er nach einem der größeren Kinder ruft: „Daudi, komm her!“
Ein etwa 14 jähriger Junge taucht mit einem halben Glas Orangensaft in der Hand im Türrahmen auf.
„Hodi“, sagt er breit grinsend und etwas unsicher.
„Karibu, komm nur rein. Erschreck dich nicht, ich sehe wohl aus wie eine hagere Spukgestalt. Was hat er dir dafür gegeben, dass du es mir bringst?“
Daudi zuckte mit den Achseln und verlässt den Raum eilig und sichtlich bestürzt wieder.
Mahisha setzt sich im Bett auf und trinkt das halbe Glas gleich aus, dann schläft sie noch einmal fest ein.
Als sie aufwacht sieht sie eine Schar Kinder, wie sie sich die Nase am Fliegengitter platt drücken.
Dann hört sie das laute Schimpfen von Rafiki: „Haut jetzt ab!“
„Nein, nein. Schick sie nicht weg. Sie sind gekommen, um das Leben zu begutachten. Lass sie nur. Sie spüren das Besondere.“
So beginnt es, Mahishas neues Leben. Von Tag zu Tag nimmt sie mehr an Kraft zu, bis sie völlig gesund ist. Am dritten Tag nach dem Erlebnis verlässt sie zum ersten Mal das Krankenzimmer.
Dann werden die Abstände immer größer.
Sie erzählt das Erlebnis nicht vielen, weil sie spürt, dass man es ihr ein wenig ausgeredet oder sie belächelt hätte.
Einmal sagt jemand, nachdem sie nur eine kurze Andeutung machte:"Wir wissen, dass du viel durchgemacht hast..."
Nun gut, mag man darüber denken, was man möchte, aber eines ist klar, der Mungu ist schließlich von den Sternen runtergekommen und hat sie in ihrem Zimmer besucht. Sie weiß ganz sicher, sie wird ihn wieder treffen. So schaut sie oft mit weit in den Nacken gelegtem Kopf in den Sternenhimmel – erwartend.
Emma Schatzberg - 23. Apr, 09:13