20. Imani
„Abelina, lass uns gehen und zeig mir, was ich verändert habe.“ drängt Mahisha jetzt aufs äußerste gespannt.
„Okay.“ Sagt Abelina nur kurz und in gewohnter Weise fröhlich und vom Drängen unbeeindruckt.
Gemeinsam verschwinden sie in der sternenklaren Nacht und gehen scheinbar schweigend nebeneinander her bis sie den Fluss erreicht haben. Mondlicht lässt den Fluss geheimnisvoll glitzern.
„In vielen Kulturen ist der Neumond das Symbol der Erneuerung, denn er kündigt ein neues Jahr oder das Kommen des Frühlings an.“ sagt Mahisha fast ehrfurchtsvoll.
„Also gut, du wolltest mir zeigen, was ich alles verändert habe.“
„Z.B. alles, wo wir gerade entlanggingen. Der Himmel ist da. Wie viel davon wirst du auf diese Erde entlassen? Es liegt jetzt nur noch an dir.“
Mahisha keucht leise.
„…mit IHM eins sein bedeutet in allem so wie er zu sein, “ flüstert Mahisha in die Nacht.
„Wenn das so ist, wie es ist, dann… habe ich alles geschafft, was Er geschafft hat. Dann ist allem Leid begegnet. Dann ist das Paradies wieder hergestellt. Die Macht ist in die richtigen Hände zurückgekehrt. Diese Einheit ist die tiefste Zufriedenheit, das höchste Glück.“
„Dem Mächtigsten nützt sein Einfluss nichts, wenn er ihn nicht lebt.“
„Warum sollte der Mächtige seinen Einfluss nicht geltend machen?“
„Vielleicht, weil Macht kein Zaubertrank ist, der dir sofort übermenschliche Kräfte verleiht. Keiner legt die Welt auf deine Schultern. Sie errichtet dir keinen sichtbaren Thron…“
„Worauf stützt sich dann diese Macht?“
Anfangs stützt sie sich nur auf eine vage Vermutung. Die wirklich Kühnen folgen dieser vagen Wahrnehmung.
„Worauf du deine Aufmerksam richtest, wächst beständig bis es zur festen Gewissheit herangereift ist. Richte deine Aufmerksamkeit also nicht auf die bloße Vorstellung davon.“
„Wie geschieht es dann?“
„Ich kann deine Herzensaugen öffnen, dass du mehr mit ihnen siehst, als mit deinen natürlichen Augen.“
„Irgendwann brauche ich meine natürlichen Augen dann gar nicht mehr“, bemerkt Mahisha nun erstaunt.
Abelina lacht:
„Mein Schatz, sie sind das Fenster zur Welt. Durch sie nährst du alles Lebende.
Du gehörst zu den Mächtigsten, die die Welt je sah. Die Verstricker sind ebenfalls freigelassen.“
„Wer sind diese Verstricker?“
„Sie nähren sich am liebsten von der Macht der Mächtigsten. Hungrig werden sie aus der Hölle getrieben.“
„Was tun die Verstricker?“
„Ach, eigentlich nichts Besonderes. Sie suchen deine Nähe und dann bequatschen sie dich, ähnlich wie ein aufdringlicher Vertreter an der Haustür. Sie werden auch Ablenker genannt. Oft geben sie nur Anlässe, die die Seele dann aufnimmt.“
„Na, da du es schon erwähnt hast, wird es bedeutungsvoll genug sein, darüber zu sprechen.“
„Es langweilt mich.“
Mahisha lacht laut: „Tatsache. Ich habe dich schon viel engagierter erlebt.“
„Ich bin gewöhnt das Bedeutungsvolle zu beachten und ihm damit hier Bedeutung zu geben.“
„Sollte ich denn nicht wissen, was diese Verstricker im Schilde führen und wie sie auftreten?“
„Du kannst dich damit beschäftigen, wenn du magst.“ sagt Abelina etwas lakonisch.
Ja, ich mag, weil ich ihnen nicht auf den Leim gehen will.“
Abelina beginnt zu erzählen:
„Es war einmal eine junge Frau, die hatte viele Verehrer. Sie war sehr reich und sehr mächtig. Unter all den Verehrern befand sich einer, der es nicht auf ihr Geld oder ihre Macht abgesehen hatte. Schon zu Schulzeiten hatte er sie verehrt, als sie weder angesehen noch reich war. Nie hatte er sie bedrängt, aber immer war er für sie da. All die Jahre, die sie mit verschiedenen Liebhabern verbrachte, blieb er an ihrer Seite, um mit ihr zusammen den Scherbenhaufen wieder aufzukehren. Nie hörte sie einen Vorwurf von ihm. Schließlich erkennt die junge Frau, wie aufrichtig und wohltuend die absichtslose Zuneigung ihres langjährigen Verehrers ist und beginnt sie zu genießen und zu schätzen. Ihre Liebe steigert sich schließlich in wahre Glückseligkeit. Sie sagt: Ich habe viel kennengelernt, aber nun sind mir die Augen geöffnet. Jeder der falschen Verehrer hat dich, den Echten noch heller und attraktiver erscheinen lassen!“
Man sieht es Mahisha an, dass es in ihr arbeitet. Abelina fährt fort:
„Mahisha, sollten wir diese junge Frau nun lehren, wie sie all die Verehrer erkennt, die nichts Gutes im Schilde führen?“
„Nein, das wäre Zeitverschwendung. Es war eine gewisse Wegstrecke zu gehen, bis sie die echte Liebe erkannt und erwählt hat. Aber jetzt weiß sie Bescheid. Sie ist von den Verstrickern genau so gelangweilt wie du.“ feixt Mahisha hocherfreut über diese neue Einsicht und springt fröhlich von einem Bein auf das andere.
„Die Liebe wird erwählt. Das ist dann der Zeitpunkt der Vereinigung oder Verschmelzung.“ sagt Abelina, und es hört sich an, als wäre sie in leichter Verzückung.
„Die Wahrheit meiner Worte wird sich dir mehr und mehr erschließen. Du brauchst sie dir nicht merken. Beim Weg in dein Herz werden sie sogar deinen Verstand ungefragt passieren.“
Wenn Abelina diese Worte spricht, detonieren jedes Mal Sprengsätze, die alte Lügen aus dem Weg räumen.
Von Weitem hören sie schon das Trommeln. Sie haben sich dem Dorf genähert. Eine Weile bleiben sie stehen und beobachten die Gruppe mit den maskierten und geschmückten Tänzern in ihrer Mitte.
Mahisha wendet ihren Blick wieder weg und schaut in die Richtung, wo sie einen Dunst wahrnimmt.
Dann reißt sie die Augen weit auf:
„Abelina dies ist ein ganz gewöhnlicher Tag, oder? Solche Wahrheiten enthüllen sich an ganz besonderen Tagen.“ Mahisha greift nach einem Ast, so als müsse sie Halt suchen in der dunklen Sichtbarkeit der Nacht.
„Was sind das für Tage, Malkia?“
„Zum Beispiel wenn Könige eingesetzt werden. Aber das sind niemals zufällig gewählte Tage voller Alltäglichkeit, …sagt mir mein Verstand gerade.“ Aber den habe ich, glaube ich gar nicht gefragt.“
Mahisha spürt das Gehaltensein von Abelina und beide lachen, wie zwei sehr gute Trinkfreunde über einen extrem guten Scherz.
„Abelina, du lachst weil du siehst, nicht wahr?“
„Ich lache, weil du bald schon sehen wirst. Mahisha, du siehst sie noch nicht, die Festversammlung. Du siehst all Jene nicht, die bereit stehen zu feiern. Denn der große Tag ist dann gekommen, wenn du annimmst und das könnte heute sein.“
„Abelina, dazu brauche ich doch ….“
„…besondere Festgefühle? Die Zuschauerplätze sind geräumt. Es gibt nur noch Akteure.“ sagt Abelina wissend, das gleich etwas geschieht.
Abelina, die Mahisha nun schwach schemenhaft wahrnimmt, dreht sich um und greift in das Gebüsch. Ein Junge tritt im Mondschein auf den Feldweg.
„Imani! Wo kommst du her? Du hast dich davon geschlichen.“ forscht Mahisha gewissenhaft.
„Ich konnte nicht schlafen, und ich wusste, dass ihr hier seid.“
„Imani, komm nur.“ sagt Abelina erfreut.
Imani ist ein etwa 8 jähriger Junge, den Mahisha gut kennt. Die Eltern haben ihm erst vor Kurzem diesen Namen gegeben. Der Name heißt Vertrauen.
Imani kommt eilig herbei auf seinem Gesicht liegt ein breites Grinsen, als er die Beiden begrüßt. Dann umarmt er Abelina, wie eine altbekannte Freundin.
Imani, sag mir: „Ist das heute ein besonderer Tag?“will Mahisha wissen.
„Ja, Mam, es ist ein besonderer Tag.“ antwortet Imani ohne einen Augenblick zu zögern.
„Woher hasst du das, Imani?“ bohrt Mahisha leicht skeptisch.
Das Feiern in mir hat einfach nicht mehr aufgehört seit… seit Hekima immer bei mir ist.“
„Danke, Imani.“ sagt Abelina und scheint Imani einen Kuss ins Gesicht zu geben.
„Gehst du nicht mit?“ Imanis Kopf dreht sich in Richtung Abelina.
„Geh nur, ich bin ja da.“
„Ihr seid gute Freunde, nicht wahr?“ resümiert Mahisha mit Bewunderung im Unterton.
„Ja.“ sagt Abelina schlicht und scheint zu lächeln.
„Ich kenne Imani schon so lange. Bisher habe ich ihn nicht so gesehen. Ich sah einfach nur ein Kind. Aber deine Liebe hat ihn soeben vor meinen Augen in den Himmel gehoben.“
„Ich habe ihn herkommen lassen, damit deine Herzensaugen weiter geöffnet werden.“
Da wo der Verstand Land abtritt, da werden diese Augen weiter geöffnet.“
„Du meinst meine Wahrnehmung lebt in der Gefangenschaft meines Verstandes?“
„Ja, es sind dicke Freunde. Deine Sinne würden sonst keinen Nutzen für dich haben. Er hilft dir das Gesehene umzusetzen, zu verwerten und dann bietet er auch noch beim Interpretieren seine Hilfe an. Bedauerlicherweise kann er nur auf seine Erfahrung oder Erlerntes zurückgreifen. Die einzige Quelle für Information ist die Sichtbarkeit.“
„Und jetzt?“
„Irritieren wir ihn mit Wahrheiten aus dem neuen Land.“
„Tatsächlich, ich höre nur noch Error-Rufe“, stöhnt Mahisha.
„Das ist mir alles zu viel.“
Kann einem wirklich etwas zu viel sein, womit man irgendwie so gar nichts zu tun hat?
In diesen Tagen kenne ich die Antwort und sie bedeutet mir sehr viel. Nun geh einen Kaffee trinken oder tu sonst irgendwas, was dir Freude macht. Ich mache es auch: Ich gehe Wäsche aufhängen. Also dann bis morgen.
„Okay.“ Sagt Abelina nur kurz und in gewohnter Weise fröhlich und vom Drängen unbeeindruckt.
Gemeinsam verschwinden sie in der sternenklaren Nacht und gehen scheinbar schweigend nebeneinander her bis sie den Fluss erreicht haben. Mondlicht lässt den Fluss geheimnisvoll glitzern.
„In vielen Kulturen ist der Neumond das Symbol der Erneuerung, denn er kündigt ein neues Jahr oder das Kommen des Frühlings an.“ sagt Mahisha fast ehrfurchtsvoll.
„Also gut, du wolltest mir zeigen, was ich alles verändert habe.“
„Z.B. alles, wo wir gerade entlanggingen. Der Himmel ist da. Wie viel davon wirst du auf diese Erde entlassen? Es liegt jetzt nur noch an dir.“
Mahisha keucht leise.
„…mit IHM eins sein bedeutet in allem so wie er zu sein, “ flüstert Mahisha in die Nacht.
„Wenn das so ist, wie es ist, dann… habe ich alles geschafft, was Er geschafft hat. Dann ist allem Leid begegnet. Dann ist das Paradies wieder hergestellt. Die Macht ist in die richtigen Hände zurückgekehrt. Diese Einheit ist die tiefste Zufriedenheit, das höchste Glück.“
„Dem Mächtigsten nützt sein Einfluss nichts, wenn er ihn nicht lebt.“
„Warum sollte der Mächtige seinen Einfluss nicht geltend machen?“
„Vielleicht, weil Macht kein Zaubertrank ist, der dir sofort übermenschliche Kräfte verleiht. Keiner legt die Welt auf deine Schultern. Sie errichtet dir keinen sichtbaren Thron…“
„Worauf stützt sich dann diese Macht?“
Anfangs stützt sie sich nur auf eine vage Vermutung. Die wirklich Kühnen folgen dieser vagen Wahrnehmung.
„Worauf du deine Aufmerksam richtest, wächst beständig bis es zur festen Gewissheit herangereift ist. Richte deine Aufmerksamkeit also nicht auf die bloße Vorstellung davon.“
„Wie geschieht es dann?“
„Ich kann deine Herzensaugen öffnen, dass du mehr mit ihnen siehst, als mit deinen natürlichen Augen.“
„Irgendwann brauche ich meine natürlichen Augen dann gar nicht mehr“, bemerkt Mahisha nun erstaunt.
Abelina lacht:
„Mein Schatz, sie sind das Fenster zur Welt. Durch sie nährst du alles Lebende.
Du gehörst zu den Mächtigsten, die die Welt je sah. Die Verstricker sind ebenfalls freigelassen.“
„Wer sind diese Verstricker?“
„Sie nähren sich am liebsten von der Macht der Mächtigsten. Hungrig werden sie aus der Hölle getrieben.“
„Was tun die Verstricker?“
„Ach, eigentlich nichts Besonderes. Sie suchen deine Nähe und dann bequatschen sie dich, ähnlich wie ein aufdringlicher Vertreter an der Haustür. Sie werden auch Ablenker genannt. Oft geben sie nur Anlässe, die die Seele dann aufnimmt.“
„Na, da du es schon erwähnt hast, wird es bedeutungsvoll genug sein, darüber zu sprechen.“
„Es langweilt mich.“
Mahisha lacht laut: „Tatsache. Ich habe dich schon viel engagierter erlebt.“
„Ich bin gewöhnt das Bedeutungsvolle zu beachten und ihm damit hier Bedeutung zu geben.“
„Sollte ich denn nicht wissen, was diese Verstricker im Schilde führen und wie sie auftreten?“
„Du kannst dich damit beschäftigen, wenn du magst.“ sagt Abelina etwas lakonisch.
Ja, ich mag, weil ich ihnen nicht auf den Leim gehen will.“
Abelina beginnt zu erzählen:
„Es war einmal eine junge Frau, die hatte viele Verehrer. Sie war sehr reich und sehr mächtig. Unter all den Verehrern befand sich einer, der es nicht auf ihr Geld oder ihre Macht abgesehen hatte. Schon zu Schulzeiten hatte er sie verehrt, als sie weder angesehen noch reich war. Nie hatte er sie bedrängt, aber immer war er für sie da. All die Jahre, die sie mit verschiedenen Liebhabern verbrachte, blieb er an ihrer Seite, um mit ihr zusammen den Scherbenhaufen wieder aufzukehren. Nie hörte sie einen Vorwurf von ihm. Schließlich erkennt die junge Frau, wie aufrichtig und wohltuend die absichtslose Zuneigung ihres langjährigen Verehrers ist und beginnt sie zu genießen und zu schätzen. Ihre Liebe steigert sich schließlich in wahre Glückseligkeit. Sie sagt: Ich habe viel kennengelernt, aber nun sind mir die Augen geöffnet. Jeder der falschen Verehrer hat dich, den Echten noch heller und attraktiver erscheinen lassen!“
Man sieht es Mahisha an, dass es in ihr arbeitet. Abelina fährt fort:
„Mahisha, sollten wir diese junge Frau nun lehren, wie sie all die Verehrer erkennt, die nichts Gutes im Schilde führen?“
„Nein, das wäre Zeitverschwendung. Es war eine gewisse Wegstrecke zu gehen, bis sie die echte Liebe erkannt und erwählt hat. Aber jetzt weiß sie Bescheid. Sie ist von den Verstrickern genau so gelangweilt wie du.“ feixt Mahisha hocherfreut über diese neue Einsicht und springt fröhlich von einem Bein auf das andere.
„Die Liebe wird erwählt. Das ist dann der Zeitpunkt der Vereinigung oder Verschmelzung.“ sagt Abelina, und es hört sich an, als wäre sie in leichter Verzückung.
„Die Wahrheit meiner Worte wird sich dir mehr und mehr erschließen. Du brauchst sie dir nicht merken. Beim Weg in dein Herz werden sie sogar deinen Verstand ungefragt passieren.“
Wenn Abelina diese Worte spricht, detonieren jedes Mal Sprengsätze, die alte Lügen aus dem Weg räumen.
Von Weitem hören sie schon das Trommeln. Sie haben sich dem Dorf genähert. Eine Weile bleiben sie stehen und beobachten die Gruppe mit den maskierten und geschmückten Tänzern in ihrer Mitte.
Mahisha wendet ihren Blick wieder weg und schaut in die Richtung, wo sie einen Dunst wahrnimmt.
Dann reißt sie die Augen weit auf:
„Abelina dies ist ein ganz gewöhnlicher Tag, oder? Solche Wahrheiten enthüllen sich an ganz besonderen Tagen.“ Mahisha greift nach einem Ast, so als müsse sie Halt suchen in der dunklen Sichtbarkeit der Nacht.
„Was sind das für Tage, Malkia?“
„Zum Beispiel wenn Könige eingesetzt werden. Aber das sind niemals zufällig gewählte Tage voller Alltäglichkeit, …sagt mir mein Verstand gerade.“ Aber den habe ich, glaube ich gar nicht gefragt.“
Mahisha spürt das Gehaltensein von Abelina und beide lachen, wie zwei sehr gute Trinkfreunde über einen extrem guten Scherz.
„Abelina, du lachst weil du siehst, nicht wahr?“
„Ich lache, weil du bald schon sehen wirst. Mahisha, du siehst sie noch nicht, die Festversammlung. Du siehst all Jene nicht, die bereit stehen zu feiern. Denn der große Tag ist dann gekommen, wenn du annimmst und das könnte heute sein.“
„Abelina, dazu brauche ich doch ….“
„…besondere Festgefühle? Die Zuschauerplätze sind geräumt. Es gibt nur noch Akteure.“ sagt Abelina wissend, das gleich etwas geschieht.
Abelina, die Mahisha nun schwach schemenhaft wahrnimmt, dreht sich um und greift in das Gebüsch. Ein Junge tritt im Mondschein auf den Feldweg.
„Imani! Wo kommst du her? Du hast dich davon geschlichen.“ forscht Mahisha gewissenhaft.
„Ich konnte nicht schlafen, und ich wusste, dass ihr hier seid.“
„Imani, komm nur.“ sagt Abelina erfreut.
Imani ist ein etwa 8 jähriger Junge, den Mahisha gut kennt. Die Eltern haben ihm erst vor Kurzem diesen Namen gegeben. Der Name heißt Vertrauen.
Imani kommt eilig herbei auf seinem Gesicht liegt ein breites Grinsen, als er die Beiden begrüßt. Dann umarmt er Abelina, wie eine altbekannte Freundin.
Imani, sag mir: „Ist das heute ein besonderer Tag?“will Mahisha wissen.
„Ja, Mam, es ist ein besonderer Tag.“ antwortet Imani ohne einen Augenblick zu zögern.
„Woher hasst du das, Imani?“ bohrt Mahisha leicht skeptisch.
Das Feiern in mir hat einfach nicht mehr aufgehört seit… seit Hekima immer bei mir ist.“
„Danke, Imani.“ sagt Abelina und scheint Imani einen Kuss ins Gesicht zu geben.
„Gehst du nicht mit?“ Imanis Kopf dreht sich in Richtung Abelina.
„Geh nur, ich bin ja da.“
„Ihr seid gute Freunde, nicht wahr?“ resümiert Mahisha mit Bewunderung im Unterton.
„Ja.“ sagt Abelina schlicht und scheint zu lächeln.
„Ich kenne Imani schon so lange. Bisher habe ich ihn nicht so gesehen. Ich sah einfach nur ein Kind. Aber deine Liebe hat ihn soeben vor meinen Augen in den Himmel gehoben.“
„Ich habe ihn herkommen lassen, damit deine Herzensaugen weiter geöffnet werden.“
Da wo der Verstand Land abtritt, da werden diese Augen weiter geöffnet.“
„Du meinst meine Wahrnehmung lebt in der Gefangenschaft meines Verstandes?“
„Ja, es sind dicke Freunde. Deine Sinne würden sonst keinen Nutzen für dich haben. Er hilft dir das Gesehene umzusetzen, zu verwerten und dann bietet er auch noch beim Interpretieren seine Hilfe an. Bedauerlicherweise kann er nur auf seine Erfahrung oder Erlerntes zurückgreifen. Die einzige Quelle für Information ist die Sichtbarkeit.“
„Und jetzt?“
„Irritieren wir ihn mit Wahrheiten aus dem neuen Land.“
„Tatsächlich, ich höre nur noch Error-Rufe“, stöhnt Mahisha.
„Das ist mir alles zu viel.“
Kann einem wirklich etwas zu viel sein, womit man irgendwie so gar nichts zu tun hat?
In diesen Tagen kenne ich die Antwort und sie bedeutet mir sehr viel. Nun geh einen Kaffee trinken oder tu sonst irgendwas, was dir Freude macht. Ich mache es auch: Ich gehe Wäsche aufhängen. Also dann bis morgen.
Emma Schatzberg - 28. Mai, 11:22