8. Hekima

Meine schöne Nichte am Strand

„Lesley, das macht mich alles sehr neugierig. Ich weiß nicht…“ druckst Mahisha raum und schaut Lesley etwas verunsichert an.
„Du möchtest mich einladen mit dir auf der Veranda den Sonnenuntergang zu genießen,“ vollendet Lesley den Satz.
„Ja, das ist mein Lieblingsplatz. Es ist immer schattig und ein kleiner Wind weht meistens.“

„Sicher mag ich das.“

Mahisha ist sichtlich glücklich über die Antwort und stellt fest, dass sie am ganzen Körper leicht bebt.

„Als du in den einsamen Nächten zu den Sternen flogst, lerntest du fliegen. Du hattest keine Angst davor, Dich in dieser mächtigen Anwesenheit für immer zu verlieren.“

„Du weißt es also…“

„Mahisha, stell dir einmal vor, es gibt eine virtuelle Welt, in der es alles gibt, was Freude macht und erfüllt.“
„Wenn diese Welt virtuell ist, ist sie dann real?“
„Ja, virtuell heißt nur, diese Welt ist physisch nicht wahrnehmbar.“
„Bitte erzähl weiter von dieser virtuellen Welt!“

„Diese Welt ist von dieser Matrix der physischen Wahrnehmung aus zugänglich. Es gibt also einen Weg dort hin. Wer nicht eingeweiht ist, kann den Weg allerdings nicht finden.“
„Oh, es ist geheimnisvoll.“
„Ein Gesandter von der virtuellen Welt kommt schließlich in diese Matrix und berichtet von dieser phantastischen anderen Welt und er bietet jedem an, zu einem Eingeweihten zu werden.“
Alle hören aufmerksam zu und vergleichen alles, was er sagt mit dem, was sie in einem Buch über eine andere Welt gelesen haben.
Dann lädt jener Gesandte in die virtuelle Welt ein. Es ist völlig umsonst einfach nur zum Genießen. Wer bleiben will kann auch einfach bleiben.
Alle sind begeistert und beginnen den noblen Wohltäter zu verehren. Sie beten ihn an, schreiben Berichte über ihn und bauen Häuser, damit sie zusammen kommen können, um sich ganz und gar der Verehrung hinzugeben. Sie verlieren sich schließlich in der Ergebenheit. Hineingehen tut so oder so keiner. Aber sie hören nicht auf die wohlgemeinte Einladung zu rühmen. Manche schreiben auch Abhandlungen über den Weg dort hin. Irgendwann glaubt keiner mehr, dass diese Einladung greifbar und ernstgemeint war. Der Gesandte selbst ist unentwegt hineingegangen und hat es genossen, aber lange Zeit ist ihm keiner gefolgt. Er wurde nicht müde die Matrixlinge aufzufordern, einfach nur mitzugehen, aber nachdem sie die Verehrung so liebten, erklärten sie damit den Gesandten zu einem unerreichbaren Gott. Mit dieser Lüge begannen sie sich den Weg zu versperren und erklärten den Weg für das Ziel und damit nicht gangbar.
„Uff! Das hört sich nach einer Tragödie an. Irgendetwas ist gründlich schief gelaufen und somit nicht nach Plan.“
„Schon lange hat es keiner mehr so einfach auf den Punkt gebracht.“ sagt Lesley und sieht dabei so aus, als sei er stolz auf Mahisha.
„Weißt Du, es ist von Anfang an so geplant, dass, ich nenne ihn Hekima, der Erste sein sollte. Er schaffte den Durchgang zu dem verborgenen Land. Aber dann begann man ihn so sehr hochzuheben und zu verehren, dass da dieser Graben der Unerreichbarkeit entstand. Er kam als Gleicher, um Gleiche hineinzuführen in dieses neue Land. Aber wir fanden mehr Gefallen an der Verehrung als an seiner Botschaft.“

„Du meinst, er kam nicht, um sich als Gottheit verehren zu lassen?“

„Ein Defizit an Anerkennung kennt er nicht.“ sagt Lesley fröhlich.

„Er kam also nicht um seine Gottheit zu demonstrieren?“, stellt Mahisha erstaunt fest.

"Das hätte nur Furcht vermehrt."

Lauter hitziger Wortschwall kriecht absonderlich heran.

„Wo kommt das her?“

Ein Händler steht an der Tür und möchte Eier verkaufen. Aber Hannah, die weiße Frau von nebenan findet den Preis zu hoch und diskutiert erbittert.
Lesley steht auf und tritt auf die bizarre Masse, die sich heranschleicht.
Wenige Augenblicke später beruhigt sich die hitzige Stimmung.
Mahisha schaut Lesley aufmerksam, auf eine Erklärung wartend, an.

„Es geht einfach nur um Macht.“

„Mungu hat dies nicht, nicht wahr?“

„Auch das ist richtig, ein Machtproblem hat er auch nicht.“

„Dann hat er wohl genug davon. Er ist der Inbegriff der Macht, „ philosophiert Mahisha.
„Nur die Liebe ist die wahre Macht.“
„Das ist natürlich schön, aber auch schrecklich. Mungu braucht nichts von uns!“
„Sieh es doch mal so: Mungu wird nie etwas von dir fordern um ein Defizit auszugleichen, denn er ist in sich komplett. Dennoch gehörst du zu den von IHM begehrtesten Wesen.“
„Lesley, das würde bedeuten, dass jede Form von Missbrauch Ihm nicht bekannt ist.“
Lesley nickt langsam und schaut Mahisha dabei an. Mahisha schaut eine Weile in die Augen vollkommener Reinheit, dann kann sie Lesley aufgrund einer kleinen Überschwemmung der Tränenkanäle nur noch verschwommen sehen.
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