23. Ein Leben vor dem Vorhang
„Abelina, langsam verliere ich die Angst, dass du mich je wieder verlassen könntest.“
„Mahisha, ich weiß, diese Angst ist so stark, dass du mich lieber gar nicht erst richtig kennenlernen wolltest.“
„Ich trete hier auf, damit du besser verstehst, dass ich in dir bin. Jetzt glaubst du mir.
Ich werde dich niemals verlassen. Diese Option liegt außerhalb meines Seins.“
„Du könntest es also gar nicht. O, Abelina, ich liebe dich so unendlich sehr! Ich habe den Eindruck, du liebst mich jeden Tag frei – alle meine Komischkeiten verschwinden.“
„Woher hast du, dass du komisch bist?“
„Klingt so wie, „Wer hat dir gesagt, dass du nackt bist?“
„Abelina, wir haben hier so rechteckige Dinger, die nennt man Spiegel…“ spaßt Mahisha herum.
„Ich danke dir für diese Steilvorlage.“ frotzelt Abelina zurück.
„In Steilvorlagen auswerten bist du die Beste. Na, dann leg mal los. Ich höre dich so gerne reden. Sehr gerne.“
„Diese rechteckigen Dinger sind alles Mängel-Spiegel.“ sagt Abelina freundlich und schaute Mahisha dabei von der Seite an.
Dann fährt sie etwas ernster fort: „Dein Spiegel bin ich. Trink aus der Quelle in dir. Immer wenn du trinkst, wirst du dein Spiegelbild in der reinen Quelle sehen. Nur so geschieht Erneuerung.“
„Wenn ich mich einfach so fühle, als wenn ich komisch sei, habe ich dann auch in einen Spiegel geschaut?“
„Immer wenn du das glaubst, hast du nicht mich angeschaut und du hast mir auch nicht zugehört. Meine Geliebte, haben wir uns nicht darauf geeinigt, dass es nur noch eine einzige Informationsquelle gibt, aus der du dich speist?“
„Ja, dann danke für das Gespräch.“
Abelina kitzelt Mahisha ein wenig durch und schaut sie wohlwollend an.
Mahisha kann zwischen den heftigen Lachanfällen nur noch zustimmend nicken.
Rafiki schaut kurz rein und schließt sofort wieder die Tür. Draußen hört sie ihn ebenfalls laut lachen.
„Wie ansteckend du bist!“ schnauft Mahisha.
„Also, nur noch….“
Abelina lacht breit zurück und bestätigt:
„Alles andere bringt dich ins Trudeln. Wenn du dich selbst für komisch hältst und das ändern willst, beginnt ein krummer Veränderungsweg ohne mich.
Meine Wege sind gerade, ausgerichtet und einfach.“
Mahisha gähnt leise. Eine wunderbare Schwere breitet sich wie eine warme Decke über ihr aus.
Mahisha schläft in den Armen von Abelina ein. Wieder sieht sie diesen schweren, sehr großen Vorhang, dicker als eine Wand, undurchdringbarer als Guantánamo. Alles scheint sich exakt zu wiederholen:
Neugierig sieht sie sich um. Was um alles in der Welt mochte sich hinter diesem schweren Vorhang verbergen. Wer musste hier so sorgsam beschützt werden?
„Komm nicht zu nah!“ drohte ihr ein mächtig aussehender Geistlicher in einem langen Gewand. Dann beobachtet sie eine Person, die entschlossen und im Bewusstsein irgendeine Hoheit zu sein, herannaht. Sie schiebt den Vorhang zur Seite, so als wäre er Papier und schreitet majestätisch hindurch. Die Wächter erstarren vor Entsetzen, dann beschimpfen und bedrohen sie die Person. Aber längst ist die königliche Gestalt verschwunden. Dann sieht sie eine weitere Person herannahmen. Sie erkennt den vertrauten Schritt von Lesley.
Niemand tastet ihn körperlich an oder unternimmt auch nur einen Versuch dies zu tun, aber sie sieht auch diesmal, wie er aufs übelste beschimpft und sein Ruf gemordet wird.
Kurz bevor Lesley durch die undurchdringbare Absperrung schreitet, dreht er sich um und sieht Mahisha direkt an: „Komm, Mahisha!“ Ohne zu zögern und mit dem Blick fest auf Lesley gerichtet geht sie los. Sie sieht Lesleys ausgestreckte Hand. Dann hört sie auf einmal überall Stimmen. Es sind Drohungen, Warnungen, Einschüchterungen: „Du bist ein Kind des Teufels!“ „Wag dich bloß nicht hier durch.“ „Du bist verzaubert und verführt!“
Man scheint noch nicht wirklich damit zu rechnen, dass sie hindurchgehen wird.
Mahisha strauchelt leicht, weil sie erschüttert ist von den wahren Gesichtern der einst vermeintlich wohlmeinenden Hüter. Sie hat sich kurz beeindrucken lassen, und da hatten die Worte Kraft, sie aus dem Gleichgewicht zu bringen. "Mahisha!" Gleich schaut sie wieder auf die ausgestreckte Hand. Sie sieht in Lesleys entspanntes, fröhliches Gesicht – ganz und gar im Wiederspruch zu all diesen ungehaltenen Wächtern.
Sie spukt die giftigen Worte schnell aus und sagt in einer Kraft von Entschlossenheit, die beim Blick auf Lesley in sie kam: „Ich kenne diesen Mann, wenn er durchgeht, so tue ich es auch.“ Kaum hat sie selber mit dieser Kraft gerechnet, die sich mit diesen Worten freisetzt. Die Wächter taumeln zurück und wirken mit einem mal so hilflos wie Käfer, die auf den Rücken gelandet sind.
In diesem Augenblick ergreift sie Lesleys Hand, und sie hört noch, wie einer den Befehl gibt: „Holt jetzt die Wölfe!“
Dann geht Lesley einfach hindurch, so als wenn gar kein Vorhang, sondern nur eine kleine Schwelle vorhanden sei.
Mahisha wacht auf und ist sofort hellwach.
Sie setzt sich auf den Bettrand und beginnt einfach zu reden. „Lesley, es gibt eine fromme Matrix – erschaffen von Lügen, die diesen dicken Vorhang dicker und dicker haben werden lassen. Es gibt eine Trugwelt vor dem Vorhang.“
Dann stützt sie den Kopf in die Hände und kämpft mit einer dicken Wolke von Entmutigung.
„Mahisha, es sind nur Lügen!“ flüstert eine Stimme.
„Aber sie werden mir nicht glauben, wenn ich sage, dass es nur Lügen sind,“ klagt Mahisha vom Schmerz übermannt.
„Stimmt, aber sie werden erkennen, wenn du durchgehst. Dann werden sie dir folgen.“
„Gut!“sagt Mahisha erleichtert und atmet sofort wieder die frische, klare Luft ein, die sie jetzt wieder umgibt.
„Mahisha, ich weiß, diese Angst ist so stark, dass du mich lieber gar nicht erst richtig kennenlernen wolltest.“
„Ich trete hier auf, damit du besser verstehst, dass ich in dir bin. Jetzt glaubst du mir.
Ich werde dich niemals verlassen. Diese Option liegt außerhalb meines Seins.“
„Du könntest es also gar nicht. O, Abelina, ich liebe dich so unendlich sehr! Ich habe den Eindruck, du liebst mich jeden Tag frei – alle meine Komischkeiten verschwinden.“
„Woher hast du, dass du komisch bist?“
„Klingt so wie, „Wer hat dir gesagt, dass du nackt bist?“
„Abelina, wir haben hier so rechteckige Dinger, die nennt man Spiegel…“ spaßt Mahisha herum.
„Ich danke dir für diese Steilvorlage.“ frotzelt Abelina zurück.
„In Steilvorlagen auswerten bist du die Beste. Na, dann leg mal los. Ich höre dich so gerne reden. Sehr gerne.“
„Diese rechteckigen Dinger sind alles Mängel-Spiegel.“ sagt Abelina freundlich und schaute Mahisha dabei von der Seite an.
Dann fährt sie etwas ernster fort: „Dein Spiegel bin ich. Trink aus der Quelle in dir. Immer wenn du trinkst, wirst du dein Spiegelbild in der reinen Quelle sehen. Nur so geschieht Erneuerung.“
„Wenn ich mich einfach so fühle, als wenn ich komisch sei, habe ich dann auch in einen Spiegel geschaut?“
„Immer wenn du das glaubst, hast du nicht mich angeschaut und du hast mir auch nicht zugehört. Meine Geliebte, haben wir uns nicht darauf geeinigt, dass es nur noch eine einzige Informationsquelle gibt, aus der du dich speist?“
„Ja, dann danke für das Gespräch.“
Abelina kitzelt Mahisha ein wenig durch und schaut sie wohlwollend an.
Mahisha kann zwischen den heftigen Lachanfällen nur noch zustimmend nicken.
Rafiki schaut kurz rein und schließt sofort wieder die Tür. Draußen hört sie ihn ebenfalls laut lachen.
„Wie ansteckend du bist!“ schnauft Mahisha.
„Also, nur noch….“
Abelina lacht breit zurück und bestätigt:
„Alles andere bringt dich ins Trudeln. Wenn du dich selbst für komisch hältst und das ändern willst, beginnt ein krummer Veränderungsweg ohne mich.
Meine Wege sind gerade, ausgerichtet und einfach.“
Mahisha gähnt leise. Eine wunderbare Schwere breitet sich wie eine warme Decke über ihr aus.
Mahisha schläft in den Armen von Abelina ein. Wieder sieht sie diesen schweren, sehr großen Vorhang, dicker als eine Wand, undurchdringbarer als Guantánamo. Alles scheint sich exakt zu wiederholen:
Neugierig sieht sie sich um. Was um alles in der Welt mochte sich hinter diesem schweren Vorhang verbergen. Wer musste hier so sorgsam beschützt werden?
„Komm nicht zu nah!“ drohte ihr ein mächtig aussehender Geistlicher in einem langen Gewand. Dann beobachtet sie eine Person, die entschlossen und im Bewusstsein irgendeine Hoheit zu sein, herannaht. Sie schiebt den Vorhang zur Seite, so als wäre er Papier und schreitet majestätisch hindurch. Die Wächter erstarren vor Entsetzen, dann beschimpfen und bedrohen sie die Person. Aber längst ist die königliche Gestalt verschwunden. Dann sieht sie eine weitere Person herannahmen. Sie erkennt den vertrauten Schritt von Lesley.
Niemand tastet ihn körperlich an oder unternimmt auch nur einen Versuch dies zu tun, aber sie sieht auch diesmal, wie er aufs übelste beschimpft und sein Ruf gemordet wird.
Kurz bevor Lesley durch die undurchdringbare Absperrung schreitet, dreht er sich um und sieht Mahisha direkt an: „Komm, Mahisha!“ Ohne zu zögern und mit dem Blick fest auf Lesley gerichtet geht sie los. Sie sieht Lesleys ausgestreckte Hand. Dann hört sie auf einmal überall Stimmen. Es sind Drohungen, Warnungen, Einschüchterungen: „Du bist ein Kind des Teufels!“ „Wag dich bloß nicht hier durch.“ „Du bist verzaubert und verführt!“
Man scheint noch nicht wirklich damit zu rechnen, dass sie hindurchgehen wird.
Mahisha strauchelt leicht, weil sie erschüttert ist von den wahren Gesichtern der einst vermeintlich wohlmeinenden Hüter. Sie hat sich kurz beeindrucken lassen, und da hatten die Worte Kraft, sie aus dem Gleichgewicht zu bringen. "Mahisha!" Gleich schaut sie wieder auf die ausgestreckte Hand. Sie sieht in Lesleys entspanntes, fröhliches Gesicht – ganz und gar im Wiederspruch zu all diesen ungehaltenen Wächtern.
Sie spukt die giftigen Worte schnell aus und sagt in einer Kraft von Entschlossenheit, die beim Blick auf Lesley in sie kam: „Ich kenne diesen Mann, wenn er durchgeht, so tue ich es auch.“ Kaum hat sie selber mit dieser Kraft gerechnet, die sich mit diesen Worten freisetzt. Die Wächter taumeln zurück und wirken mit einem mal so hilflos wie Käfer, die auf den Rücken gelandet sind.
In diesem Augenblick ergreift sie Lesleys Hand, und sie hört noch, wie einer den Befehl gibt: „Holt jetzt die Wölfe!“
Dann geht Lesley einfach hindurch, so als wenn gar kein Vorhang, sondern nur eine kleine Schwelle vorhanden sei.
Mahisha wacht auf und ist sofort hellwach.
Sie setzt sich auf den Bettrand und beginnt einfach zu reden. „Lesley, es gibt eine fromme Matrix – erschaffen von Lügen, die diesen dicken Vorhang dicker und dicker haben werden lassen. Es gibt eine Trugwelt vor dem Vorhang.“
Dann stützt sie den Kopf in die Hände und kämpft mit einer dicken Wolke von Entmutigung.
„Mahisha, es sind nur Lügen!“ flüstert eine Stimme.
„Aber sie werden mir nicht glauben, wenn ich sage, dass es nur Lügen sind,“ klagt Mahisha vom Schmerz übermannt.
„Stimmt, aber sie werden erkennen, wenn du durchgehst. Dann werden sie dir folgen.“
„Gut!“sagt Mahisha erleichtert und atmet sofort wieder die frische, klare Luft ein, die sie jetzt wieder umgibt.
Emma Schatzberg - 18. Jun, 21:31