Sonntag, 24. April 2011

10. Nackt

„Hältst auch du Nacktsein für einen Zustand des Mangels oder sollte ich besser fragen, wer hat dir gesagt, dass du nackt bist oder etwas nicht stimmt?“
Lesley beobachtet einen Lilac Breasted Roller, wie er farbenfroh auf einem Ast wippt. Der Lilac fliegt neugierig heran und setzt sich auf die Stuhllehne, um dem Gespräch ein wenig farbenfrohe Demonstration zu verleihen.
Diese Art gehört zu den schönsten Vögeln Afrikas.
Vogel
„Mahisha, ich sage all das niemals, damit du dich schlecht fühlst. Sich schlecht fühlen ist doof. Jemand der sich schlecht fühlt, befindet sich in der Zeit auf einem Abstellgleis.“
„Wieder so eine Zeit, die bei dir nicht registriert wird.“
„Sozusagen eine Nullrunde in Gesellschaft von Selbstkasteiung.“

„Wieso nennst du das so? Ich fühle mich doch nur ein wenig unwohl.“

„Dass sie im zivilisierten Gewand daher kommt macht sie nicht harmloser, eher schamloser.“ lacht Lesley freundlich.

„Angst schiebt Selbstkasteiung gerne vor und sitzt mit ihr am gleichen Tisch. Sie entspringt der unbelehrten Seele, die niemals für wahr halten will, dass es nichts mehr zu bestrafen gibt. Dies hat keine Kraft wirklichen Wandel zu bewirken.“

„Ich bin nicht hier, um dir die Verschiedenheit von Gut und Böse aufzuzeigen.“

„Was willst du dann von mir?“ zischt sie schon längst angezogen und doch vor Furcht bebend. "Die Gespräche mit dir entkleiden mich und dann ist da diese Angst einfach so idiotisch vor dir zu stehen...“

„Sie demaskieren alles Unechte, weil ich so eine Vorfreude habe auf die echte Mahisha habe ich eine gute Zeit.“

„Mir kommt es eher so vor als würde ich gequält werden….Lass mich doch einfach in Ruhe! Ich kann dich nicht mehr ertragen!“ Mahisha schaudert leicht über den Ausbruch solcher Worte aus ihrem Innersten. Hatte sie das wirklich gesagt?

„Mahisha, keiner sagt dem Urheber aller Dinge, was er zu tun hat, aber wenn du eine Entscheidung triffst, du mein Kostbarstes, dann richtet sich mein Handeln danach. So viel Macht gibt die Liebe dir.“

Mahisha kann die Kraft dieser Worte kaum aushalten. Sie biegt sich leicht und ächzt leise.

„Dann sage ich: „Bleib, aber halt mich fest!“

„Diese Angst ist kein Zustand.“

„Dann ist es…“

„Du gibst ihr einfach nur gerade eine Stimme. Wie auch immer, sie muss sich zeigen, während wir reden, weil die Wahrheit sie zum Kräftemessen herausfordert. Sie war die längste Zeit da. Sie ist lichtscheu und hoffte, dass du sie schon bald nicht mehr als fremd identifizieren würdest. Nur so konnte sie überleben und sich ein bisschen Speck anfressen. Irgendwann hast du gedacht, dass dieser fremde Energieräuber tatsächlich zu dir gehört.“

„Warum versteckt sie sich?“

„Sie tut es, weil sie nur in den Menschen überleben kann. Aber wohnt sie in einem Bruder von Hekima, ist die Energieversorgung auf die sie angewiesen ist zwar am größten, aber sie weiß auch, dass sie unterlegen ist. Er ist mächtiger als sie. Jahrhundertelang hat sie so wie die Made im Speck gelebt. Das hört jetzt auf. Sie weiß, dass der Stärkere da ist und ihre Zeit beendet ist. “

„Die Aussicht auf ein Feuerbad scheint ihr nicht zu gefallen.“

Mahisha sitzt da mit leicht geöffnetem Mund und starrt irgendwo hin:
„Bitte geh jetzt Lesley, mir ist so sterbenselend. Ich bin mir nicht sicher, ob meine Kraft sonst noch zum Leben reicht.“ sagt sie matt und längst in sich versunken.

Lesley steht auf und geht.

Mahisha kann es nicht fassen, was sie gerade getan hat.

Dennoch atmet sie auf. Dieses schier unnachgiebige Unwohlsein weicht der vertrauten Alltäglichkeit und das beruhigt erst einmal.
„Es ist gut so“, murmelt sie immer wieder sich selbst beruhigend vor sich hin. Er ist vielleicht nur ein Hochstapler. Ich werde nicht mehr über ihn nachdenken. Jetzt geht es mir schon viel besser…Das zeigt doch, dass Er nicht gut sein kann.“ Sie findet schnell Zustimmung und Bestätigung für diese Annahme. Offene Arme empfangen sie und führen sie sanft auf den sogenannten rechten Weg zurück.

9. So wie du

„Na, ich kann es kaum erwarten, was Mungu denn nun so begehrt…“

Aufmerksam lauscht sie den Worten dieses Fremden.

„Die Liebe drängt es, sich auszudehnen. Sie möchte immer Gleichstarkes hervorbringen. Sie lebt aus dem Berauschung des Gebens.“

„Aber wie soll das gehen?“

„Es geht eben nicht. Jahrhunderte lang konnten wir das sehen.“

„Du bist nicht gekommen, um mir von einer Sackgasse zu berichten…“

Lesley fährt ruhig fort:
„ Seine Art kann sich nur in seine Söhne hinein geben.“

„Ich sehe schon den Steckbrief: „Söhne für das Erbe gesucht.“ bemerkt Mahisha leicht amüsiert und fast hätte sie gedacht einen guten Witz gemacht zu haben.

„Übrigens, gemeldet hat sich keiner.“ sagt Lesley ruhig und redet dann weiter:

„Als die Zeit zum Bersten reif war, kam jener Gesandte.“

„Hört sich an wie ein Krimi.“

Lesley winkt ab „ermüdend dagegen.“ Dann fährt er fort:
„Weil er sich nur in den Söhnen multiplizieren kann, schuf er Söhne.“
„Mungu hat selbst eh, ...sagen wir gezeugt?!?“
„Richtig! Es sind Wesen, die auf dieser Erde laufen, aber ganz und gar Göttersöhne sind. Sie sind wie Er. In allem ihm gleich. Aber sie können sich jeden Tag entscheiden, zu welcher Welt sie gehören wollen.“

„Mungu erschafft Söhne, damit er …“ Mahisha wagt den Gedanken kaum zu Ende zu denken. Ein leichtes Beben erfasst sie erneut.

Lesley erhebt sich und geht ein paar Schritte. Sein Blick verliert sich in der unendlichen Weite der Buschlandschaft: „Die Liebe kommt nie um zu nehmen.“

"Mungu wurde bisher missverstanden?!?"

Lesley nickt:
„Alle Verehrung blieb bedeutungslos, weil wir ihm nicht vertrauten und weil wir ihm nicht vertrauten, verstanden wir seine Botschaft nicht. „Aber Du hörst, weil Du liebst. Würdest du erkennen, wer er ist, würdest Du aufhören, ihn so zu verehren, wie du es noch tust.“
Lesley fährt mit scharfem Eifer fort:

„Viele vergöttern ihn, weil ihnen diese selbstgefällige Kriecherei einen Kick gibt und es entpuppt sich als gekonntes Gaunerstück. Wer so mit sich beschäftigt ist, muss nie anerkennen, dass er selber ist, was er da so eifrig verehrt...“

„Ich hielt Knien immer für eine Haltung von Demut.“

„Es ist nicht mehr als Selbstbefriedigung.“

„O, die Kirchen verurteilen Onanie.“

„Haben sie je gefragt, was ich verurteile?“

Mahisha lässt die Kraft der Worte auf sich wirken, ohne richtig zu verstehen, was Lesley genau meint. Aber das stört sie für den Augenblick nicht. Zu sehr genießt sie den Strom, der sich mit seinen Worten ergießt. Fast begierig nimmt sie alles davon auf.
Dann hört sie nur noch Hekima sprechen:

„Mahisha, du begehrst etwas, was ist es?“

„Ich möchte so sein wie du – ich glaube, dass ich bereit bin zu glauben, dass ich wie du bin, mein großer Bruder...“stammelt sie.
Hekima lacht so glücklich und sagt: „Nur die Liebe kann so antworten. Schau, du hast die höchste Form der Verehrung gewählt und bist dabei nicht auf die Knie gegangen.“

Mahisha nickt.

„Völlige Verehrung führt in totale Identifikation.“

„Es führt in Wesensgleichheit.“

„Dann bleibt nichts wie es war.“

Dann beugt er sich etwas vor und sagt:
„Mahisha, nur weil wir so aussehen, wie alle anderen, sind wir noch nicht so. Da schlägt ein anderes Herz in uns, unser Gehirn empfängt andere Signale. Wir sehen und riechen sogar anders.
Von Ihm gingen wir einst aus, und er sandte uns in diese fremde Welt. Aber Er versprach, ein Gen mit einer Grundinformation über die Herkunft in uns zu legen, das sich gleichsam erinnert und den Zustand der Gleichheit immer sucht, sozusagen als Garantie gegen Vergessen, Vereinsamen und Verwahrlosen.
Und Er sagte: Geh nur! Ich werde Dich rufen und Du wirst mich erkennen durch allen Staub und Nebel hindurch, der dich dann bedeckt haben wird.“

Dann hört man eine Stimme, die zum Abendbrot ruft.
Mahisha erhebt sich erst, als die Einladung zum Essen unüberhörbar wird - sichtlich bewegt von so vielen Neuigkeiten, die sie eigentlich schon immer geahnt hat. Aber diese Worte sind anders – so als wenn es nicht nur Klänge seien. Mahisha genießt Lesleys Anwesenheit während des ganzen Abends. Das er da ist, ist das eigentliche Festmahl.

So wie er gekommen ist, ist er dann auch wieder weg. Aber diesmal weiß sie, dass sie nie wieder getrennt sein wird.

So wie er gekommen ist, ist er dann auch wieder weg. Aber diesmal weiß sie, dass sie nie wieder getrennt sein wird.

Es vergehen ein paar Tage oder vielleicht auch Wochen.

Mahisha sitzt vor einem Blatt Papier und schreibt eifrig, was es zu tun gibt an diesem Tag. Den Bericht fertig schreiben, ins Dorf gehen… Viele Dinge stehen dort.
Es ist feucht-heiß. In der feuchtheißen Hitze fühlt man sich fast wie in einem Dampfkochtopf. Das Thermometer ist auf die üblichen 37 ° geklettert. Sie wischt sich den klebrigen Schweiß von der Stirn und seufzt leise, als eine Hand sie von hinten berührt:
„Ist es viel?“
„Nein, wie immer“.
„Was sind es für Dinge, Liebes?“

„Na, so Dinge, die nur ich tun kann oder muss…“
„Da steht gar nichts von Flugunterricht…“ grinst jener erwartungsvoll auf ihre Reaktion.
„Fliegen kann ich einfach nicht, auch wenn ich es mag“, sagte sie schon mit ganz leicht gereiztem Unterton durch die Störung.
Sie dreht sich mit Schwung auf ihrem Schreibtischstuhl um und will sich gerade erkundigen, ob es noch eine Frage zu beantworten gibt, damit diese Ermittlungen ein Ende haben, da sieht sie in die Augen von Lesley. Tief und klar sehen sie sie an als er ruhig und scheinbar völlig unbeeindruckt von der Hitze fortfährt:

„Du orientierst Dich jeden Tag an den Dingen, die du kannst und leihst Dir aus diesen Dingen Sicherheit.“

„Ja, das macht man so“, sagt Mahisha zögernd – wohl schon den Steilpass, den sie gerade liefert, witternd. „Das ist so. Das wird so gemacht. Jeder macht es so….“

„Dann besteht dein Dasein darin, dass du täglich tust, was du tun kannst und am Abend zufrieden auf dein Tagewerk zurückschaust?“

„Nein….Ja. Warum hört sich das so schrecklich an, wenn du es sagst?“
Mahisha wendet sich wieder ab und murmelt:
„Es sind Dinge, die ich ohne dich plane und tue, weil ich sie schon immer so getan habe!“

„Mahisha, warum wendest du dich ab, während du es sagst? Ich stelle fest, weil ich für dich bin. Da ist nicht mal der Dunst eines Vorwurfes.“

„Ich höre die Worte strenger Geistlicher. Ich glaube, ich fühle mich irgendwie so eine Art von ertappt.“

„Dann war es nicht mehr als Manipulation, was du erlebt hast. Aber sag, was meinst du mit ertappt?“

„Gibt es dieses Wort in deinem Vokabularium gar nicht?“

„Mir fehlt das Wortverständnis dafür. Ich kenne es nur, weil du es gebrauchst.“
„Aber du kanntest dieses Wort mal?“
„Wann hat die Identität eines Mbingunis begonnen?“ Lesley schaut Mahisha erwartungsvoll an.
„Als Mungu ihn aus Geist zeugte, da hat sein Leben begonnen.“
„Ja!!!“ Das ist es. Lesley dreht sich fröhlich im Kreis und klatscht in die Hände.
„Aber auch das stimmt: Ich kannte dieses Wort bis ich erkannt wurde von der Liebe.“

Langsam wendet sich Mahisha wieder der Liebe zu, und sie merkt, wie schwer es ihr diesmal fällt. Sie schaut Lesley in die Augen:
„Ich schaue dich an und weiß, dass ich Dinge tue, die Tag für Tag in einem Abgrund von Bedeutungslosigkeit verschwinden. Zumindest die meisten Dinge…. Mir wird schlecht. Da erhebt sich was aus dem dunklen Loch während wir sprechen. Warum interessiert dich das überhaupt?“ sagt sie mit einem fast versteckten Unterton von Verstimmung.

Lesley schaut sie freundlich an, während er ihr den Nacken massiert.

„Ist echt sein und nackt sein das gleiche?“

„In mir beobachtest und bewertest du deinen eigenen Zustand nicht mehr, weil du wirklich bist, gibt es nichts hinzuzufügen.“

„Es gibt nichts – rein gar nichts zu verbessern?“
Ein Blick in Lesleys Gesicht bestätigt diese Aussage.

„O, ich wusste gar nicht, wie verspannt ich bin“, sagt Mahisha und bewegt den Kopf testend hin und her.

„Du hast es erst gemerkt, als ich dich berührt habe.“

„Hm, du hast Recht. Aber es war mehr befreiend als schmerzhaft. Schau mal, jetzt kann ich meinen Kopf fast in alle Richtungen drehen….“

„Na, das wäre dann mehr als vorgesehen ist, “ sagt Lesley sichtlich amüsiert und beide beginnen befreit zu lachen, weil es sich ein kleiner Wendehals auf dem Fenstersims bequem gemacht hat, um ein paar Ameisen aufzupicken. Dann dreht er seinen kleinen Kopf eifrig in alle Richtungen, um alles genau zu erspähen.

„Lesley, so schnell wurdest du mir vertrauter als es je ein Mensch war. - Es gibt nichts hinzuzufügen! Du könntest das einfach immer wieder sagen…“

„Ich werde es dir so oft sagen, wie du es hören musst.“

„Warum sind die Menschen nicht einfach immer nackt geblieben?“

„Vielleicht liebe ich die Kreativität der Modemacher... - Warum bist du, Mahisha, nicht einfach so wie du bist?“

„…ohne dich geht da nichts. Die Einführung ins Menschsein scheint eine sorgfältige Einführung in ein großes Versteckspiel zu sein. Das nennt man glaube ich Erziehung. Wer sich schön durchnudeln lässt, den nennt man am Ende lebenstüchtig.“

Beide deuten einen Vorgang des Übergebens an und lachen dann laut. Dabei weicht ein kleiner dunkler Nebel. Das kann aber nur der geübte Betrachter erkennen.
Keiner sagt mehr ein Wort.

„Ich hörte von dir und kannte dich nicht. Darum tat ich es. Mein Leben lang versteckte ich mich. Muss nicht jeder, der dich nicht wirklich kennt bei diesem elendigen Spiel mitmachen und sich einführen lassen, wenn er durchkommen will? Jede Religion ist so… Sie hilft Feigenblätter anzufertigen und kommt mit immer neuen Kreationen raus.“
„Nie war mir klar, dass ich mich immer vor Dir versteckte. Scheint ein recht altes Problem zu sein.“

„Der Mensch tat es erst, als er eine Wahrnehmung von sich selbst bekam.“

„Aber hattest du ihn denn nicht nackt erschaffen?“

„In der vollkommenen Einheit mit mir, gibt es keine Selbstwahrnehmung – also auch keine Wahrnehmung von Entblößt sein.“

Mahisha gibt einen leisen Pfiff des Erstaunens von sich:
„Der Vollkommene braucht keine Selbstkontrolle und du, wie ist es bei dir?“
„Ich mag die vollkommene Einheit sehr und erwähle sie täglich.“
„Als der Schutz der vollkommenen Harmonie weg war, hatte der Mensch die Wahl. Aber er folgte dem Drang sich vor der Liebe zu verstecken und zu schützen. Immer wenn du in die schamvolle, anklagende Selbstwahrnehmung gezogen wirst, schau dir den Baum an, von dem du genascht hast.“
Außerhalb von mir herrscht Königin Verlassensangst. Sie ist die Mutter aller Ängste und treibt merkwürdige Blüten der Unfreiheit.“

8. Hekima

Meine schöne Nichte am Strand

„Lesley, das macht mich alles sehr neugierig. Ich weiß nicht…“ druckst Mahisha raum und schaut Lesley etwas verunsichert an.
„Du möchtest mich einladen mit dir auf der Veranda den Sonnenuntergang zu genießen,“ vollendet Lesley den Satz.
„Ja, das ist mein Lieblingsplatz. Es ist immer schattig und ein kleiner Wind weht meistens.“

„Sicher mag ich das.“

Mahisha ist sichtlich glücklich über die Antwort und stellt fest, dass sie am ganzen Körper leicht bebt.

„Als du in den einsamen Nächten zu den Sternen flogst, lerntest du fliegen. Du hattest keine Angst davor, Dich in dieser mächtigen Anwesenheit für immer zu verlieren.“

„Du weißt es also…“

„Mahisha, stell dir einmal vor, es gibt eine virtuelle Welt, in der es alles gibt, was Freude macht und erfüllt.“
„Wenn diese Welt virtuell ist, ist sie dann real?“
„Ja, virtuell heißt nur, diese Welt ist physisch nicht wahrnehmbar.“
„Bitte erzähl weiter von dieser virtuellen Welt!“

„Diese Welt ist von dieser Matrix der physischen Wahrnehmung aus zugänglich. Es gibt also einen Weg dort hin. Wer nicht eingeweiht ist, kann den Weg allerdings nicht finden.“
„Oh, es ist geheimnisvoll.“
„Ein Gesandter von der virtuellen Welt kommt schließlich in diese Matrix und berichtet von dieser phantastischen anderen Welt und er bietet jedem an, zu einem Eingeweihten zu werden.“
Alle hören aufmerksam zu und vergleichen alles, was er sagt mit dem, was sie in einem Buch über eine andere Welt gelesen haben.
Dann lädt jener Gesandte in die virtuelle Welt ein. Es ist völlig umsonst einfach nur zum Genießen. Wer bleiben will kann auch einfach bleiben.
Alle sind begeistert und beginnen den noblen Wohltäter zu verehren. Sie beten ihn an, schreiben Berichte über ihn und bauen Häuser, damit sie zusammen kommen können, um sich ganz und gar der Verehrung hinzugeben. Sie verlieren sich schließlich in der Ergebenheit. Hineingehen tut so oder so keiner. Aber sie hören nicht auf die wohlgemeinte Einladung zu rühmen. Manche schreiben auch Abhandlungen über den Weg dort hin. Irgendwann glaubt keiner mehr, dass diese Einladung greifbar und ernstgemeint war. Der Gesandte selbst ist unentwegt hineingegangen und hat es genossen, aber lange Zeit ist ihm keiner gefolgt. Er wurde nicht müde die Matrixlinge aufzufordern, einfach nur mitzugehen, aber nachdem sie die Verehrung so liebten, erklärten sie damit den Gesandten zu einem unerreichbaren Gott. Mit dieser Lüge begannen sie sich den Weg zu versperren und erklärten den Weg für das Ziel und damit nicht gangbar.
„Uff! Das hört sich nach einer Tragödie an. Irgendetwas ist gründlich schief gelaufen und somit nicht nach Plan.“
„Schon lange hat es keiner mehr so einfach auf den Punkt gebracht.“ sagt Lesley und sieht dabei so aus, als sei er stolz auf Mahisha.
„Weißt Du, es ist von Anfang an so geplant, dass, ich nenne ihn Hekima, der Erste sein sollte. Er schaffte den Durchgang zu dem verborgenen Land. Aber dann begann man ihn so sehr hochzuheben und zu verehren, dass da dieser Graben der Unerreichbarkeit entstand. Er kam als Gleicher, um Gleiche hineinzuführen in dieses neue Land. Aber wir fanden mehr Gefallen an der Verehrung als an seiner Botschaft.“

„Du meinst, er kam nicht, um sich als Gottheit verehren zu lassen?“

„Ein Defizit an Anerkennung kennt er nicht.“ sagt Lesley fröhlich.

„Er kam also nicht um seine Gottheit zu demonstrieren?“, stellt Mahisha erstaunt fest.

"Das hätte nur Furcht vermehrt."

Lauter hitziger Wortschwall kriecht absonderlich heran.

„Wo kommt das her?“

Ein Händler steht an der Tür und möchte Eier verkaufen. Aber Hannah, die weiße Frau von nebenan findet den Preis zu hoch und diskutiert erbittert.
Lesley steht auf und tritt auf die bizarre Masse, die sich heranschleicht.
Wenige Augenblicke später beruhigt sich die hitzige Stimmung.
Mahisha schaut Lesley aufmerksam, auf eine Erklärung wartend, an.

„Es geht einfach nur um Macht.“

„Mungu hat dies nicht, nicht wahr?“

„Auch das ist richtig, ein Machtproblem hat er auch nicht.“

„Dann hat er wohl genug davon. Er ist der Inbegriff der Macht, „ philosophiert Mahisha.
„Nur die Liebe ist die wahre Macht.“
„Das ist natürlich schön, aber auch schrecklich. Mungu braucht nichts von uns!“
„Sieh es doch mal so: Mungu wird nie etwas von dir fordern um ein Defizit auszugleichen, denn er ist in sich komplett. Dennoch gehörst du zu den von IHM begehrtesten Wesen.“
„Lesley, das würde bedeuten, dass jede Form von Missbrauch Ihm nicht bekannt ist.“
Lesley nickt langsam und schaut Mahisha dabei an. Mahisha schaut eine Weile in die Augen vollkommener Reinheit, dann kann sie Lesley aufgrund einer kleinen Überschwemmung der Tränenkanäle nur noch verschwommen sehen.
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